Ist das Chromebook reif für den Business-Einsatz?

10.07.2011 00:49
ca. 4 Minuten Lesezeit

Genau diese Frage stellt Nico in seinem Blogbeitrag. Er kommt zu dem Ergebnis: Fast. Für einfache Dinge reicht’s, aber wenn man z.B. VPN-Lösungen braucht oder eine nicht-alltägliche Wifi-Verschlüsselung, wird es schon hakelig.

Klar, die VPN- und Wifi-Nummer ist blöd und da muss wirklich dran gefeilt werden. Am Rest ist aber nicht das Chromebook Schuld, sondern die Auswahl der Tools.

Nico bezieht sich auf einen Artikel auf ZDNet, bei dem einige Punkte als besonders blöd herausgestellt wurden, wie z.B. der Dateimanager. Wie er auch schon richtig bemängelt: Die haben die Sache mit der cloudbasierten Nutzung nicht verstanden. Warum bestehen die Menschen immer darauf, alles lokal speichern zu wollen? Ich hätte an Google’s Stelle gar keinen Dateimanager angeboten, sondern die Festplatte rein zur Speicherung des Profils und dem Caching verwendet. Man hätte den Chrome einfach etwas weiter aufbohren müssen und ihn alle Dateien an einen bestimmten Ort im Netz speichern lassen sollen, wie z.B. Google Docs. Die Zwischenspeicherung ist da nicht besonders gut durchdacht und vielleicht sollte ich mal eine Extension schreiben, die genau diesen Schritt des Speicherns in die Cloud automatisiert durch das System zieht.

Der Punkt 4 von ZDNet, die Sache mit dem Systemzugriff und dem Erreichen der Shell, ist auch etwas überzogen. Als ich das Chromebook in der Hand hatte, hat es keine 7 Sekunden gebraucht, bis ich auf der Shell war, ohne mir vorher irgendwo Infos zu holen, wie das funktioniert. Mal abgesehen davon, hat der Normal-User da auch gar nichts zu suchen. Wenn man eine SSH-Verbindung will, gibt es inzwischen browserbasierte Tools, die das können. Auch Konfiguration sollte nicht unbedingt über die Shell gemacht werden, denn dafür ist das Gerät im Normalfall einfach nicht ausgelegt. Wenn es über die Browser-Settings-GUI nicht funktioniert, sollte man es lieber nicht anfassen, wenn man schon keine Ahnung hat, wie man in die Shell selbst kommt.

Der Punkt 5 widerum, der mit der fehlenden Doku, wundert mich am Meisten. Also mal abgesehen davon, dass ca. 50% der Erdbevölkerung (47% Männer und ein paar Frauen), sowieso niemals die Doku lesen würden, sollte jeder, der mit einem Browser umgehen kann, diesen benutzen können. Wer dies nicht schafft, für den ist das Gerät eh nichts. Klingt vielleicht ein bisschen arrogant (wie sowieso nahezu jeder Blogbeitrag hier), aber diese Menschen sollten ihren Computer von jemandem einrichten lassen, der was davon versteht. Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind: Wenn man sich einen brandneuen Laptop mit Windows 7 kauft, dann steht in dem Beipackzettel (mehr ist dieses Heftchen eh nicht mehr - bei DOS 6.22 gab es einen fetten Schmöker dazu) rein gar nichts, wie man ein WLAN oder ein VPN einrichtet. Denn das ist das Einzige, was man am Chromebook einstellen muss. Also wozu das Ganze? Man muss es auch mal ganz klar sagen, aber es gibt Menschen, die verdienen an fehlender Dokumentation ihren Lebensunterhalt.

Was mich aber an der gesamten, in der Netzwelt verfügbaren Berichterstattung am meisten nervt: Das rumgeheule, dass man ja keine Software installieren kann. Das liegt einfach daran, dass die Computerbranche jetzt 15-20 Jahre darauf getrimmt wurde, immer alles lokal zu installieren. Ich beschäftige mich jetzt seit knapp 2 Jahren damit, meinen gesamten Arbeitsalltag in die Cloud zu verlagern. Dies ist wahrlich kein wirklich leichtes Unterfangen, aber es wird immer besser. Das einzige Problem, was es nämlich derzeit gibt: Geiz. Der Geiz von Investoren und Firmen, in die Cloud und entsprechende Tools zu investieren.

Schönes Beispiel: Wenn man mir jetzt meinen Laptop klaut, ist mir das völlig Schnuppe. Natürlich ist es ärgerlich um den Wert des Gerätes, aber mit den verschwundenen Daten kann man mich wirklich nicht schocken, da ich alle Daten in der Cloud liegen habe, die wichtigen natürlich alle verschlüsselt. Dann kauf ich halt ein neues Gerät und bin innerhalb weniger Minuten voll arbeitsfähig. Dies ist vielleicht für mich so möglich, wenn ich mir aber vorstellen müsste, dass dies hier alle Leser tun wollten, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Eigentlich ist das alles nicht schwierig, aber ein sehr steiniger Weg, weil eben entsprechende Tools fehlen, die dies für den User tun - und damit meine ich nicht Dropbox. Nein, ich meine: Verschlüsselung der Daten und Übertragung in die Cloud meiner eigenen Wahl, egal ob in Europa, den USA oder sogar Asien. Da gibt es derzeit einfach keine vernünftigen Tools, die man dem User installieren könnte und die einfach nur funktionieren.

Natürlich ist das jetzt nur ein Beispiel von vielen, aber so ist der Status Quo. Das Chromebook ist weit genug fortgeschritten für den Alltagseinsatz in Firmen. Nur leider die Firmen und ihre Technik nicht, bzw. die Anbieter dessen noch nicht.

Dazu bald mehr.


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