Deutsche Blogs nicht bereit für den großen Ansturm

25.01.2010 02:48
ca. 3 Minuten Lesezeit

Also zuerst einmal ein großes “SORRY” an alle Admins, die letzte Nacht einen Server-Alert bekommen haben. Ich habe mir letzte Nacht mal erlaubt, ein paar mehr “Besucher” (Benchmark von mehreren Servern aus) auf die deutsche Blogszene loszulassen und ich bin über die Testergebnisse zutiefst erschüttert.

Nachdem Sascha Lobo gerne mal bei Links zu Blogs in Tweets dazuschreibt, dass die Leute nicht gleichzeitig auf den Link klicken sollen, hat Apache Benchmark (ab) je Server knapp 500 Request gemacht, wovon immer 100 Stück gleichzeitig (concurrent) ausgeführt wurden. Dabei wurde mir klar: Da sind Laien am Werk. Anders kann man es nicht nennen.

Die häufigste Meldung von Wordpress-Blogs war: Error establishing a database connection. Diese Fehlermeldung durfte der Benchmark durchschnittlich in 430 von 500 Fällen sehen und sie ist ein Indiz dafür, dass der Datenbankserver zu überlastet ist oder zu wenige Verbindungen zulässt, wobei ich eher auf die letztere Variante tippe. Bei manchen Blogs fühlte ich mich danach direkt ein bisschen schlecht, weil dort anscheinend persistente Verbindungen die Blogs gleich mal für bis zu 30 Minuten lahmgelegt hatten.

Jetzt zum eigentlichen Thema: Sollte die Social-Media-Welt in Deutschland weiter so wachsen, kommt die deutsche Blogszene in die Bredouille. Wenn ein besonders guter Link überall gepostet, kann man die Webseite direkt abschreiben. Ich hatte ja vor einigen Monaten den Fehler gemacht und einen Link zu einem Blogbeitrag von mir im heise-Forum gepostet (dort erscheint kein Link, sondern die Leute müssen via Copy&Paste die URL aufrufen) und mein Blog war ca. 1 Stunde nicht mehr erreichbar. Dies ist jetzt nur ein Mini-Beispiel, aber einem “slashdotting” oder “heiseing” halten in Deutschland nur wenige Wordpress-Installationen stand. Gute Beispiele sind da netzpolitik und lawblog. Diese beiden benutzen varnish als Frontend-Cache. Der Vorteil: Der Besucher kommt gar nicht bis zum Wordpress-Code, sondern der Cache liefert die Seiten einfach wie statische Seiten aus. Und das auch noch richtig performant. Dieser Cache wird vor den eigentlichen Webserver geschaltet und entscheidet, was passieren soll.

Leider ist nur nicht jeder in der Lage, so ein Setup aufzusetzen und da steckt derzeit das große Problem. Es ist einfach, sich Webspace zu mieten. Es ist einfach, ein Wordpress dort hochzuladen. Es ist einfach, Plugins und Templates in das Wordpress zu laden. Manchen Menschen fällt es einfach, Texte da hinein zu schreiben. Nur ist es nicht einfach, wenn diese Texte auf einmal beliebt werden.

Jetzt kann man abwägen: Entweder man entscheidet sich dafür schlechter zu schreiben und zu hoffen, dass in Zukunft keine Besucher kommen oder man denkt mal drüber nach, jemanden zu fragen, der sich mit solchen Problematiken auskennt (wie es einige Blogs, siehe oben, auch getan haben).

Kritisch waren bei meinem Test übrigens ausschließlich Wordpress-Blogs. Selbst programmierte Blogs oder andere Blogsysteme waren deutlich robuster.

Was mir außerdem aufgefallen ist: Viele Blogger sind Update-Faul. Da findet man dann auch mal Wordpress-Versionen, die ein halbes Jahr alt sind und vor Sicherheitslücken nur so strotzen. Schade auch, dass ein sehr bekanntes Blog, welches inzwischen von einem Hosting-Unternehmen geführt wird, eines der schlechtesten Mess-Ergebnisse hatte.


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